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newsletter:newsletter_28_7_07

+++ Inhalt

++01 Negativer Nachmittag “Selbstreflexion des SZ” am 05.08.07
++02 Atelier Unsichtbar
++03 Nachbereitungen zu vergangenen NNs
++04 Termine

[Ende Inhalt]

++01 Negativer Nachmittag “Selbstreflexion des SZ” am 05.08.07

Auf dem Plenum vom 18.07.07 wurde von verschiedenen Seiten mit dementsprechend verschiedener Dringlichkeit und Stoßrichtung eine Diskrepanz zwischen der Außenwahrnehmung und der tatsächlichen Praxistheorie sowie der Theoriepraxis festgestellt. Diese anfängliche Unmutsäußerung wurde in der gemeinsamen Diskussion weiter ausdifferenziert woran mehrere Punkte sehr deutlich hervor getreten sind. Diese gilt es nun als (Arbeits-)Thesen für den kommenden Negativen Nachmittag zusammen zu fassen:

1. ist wohl die Außenwirkung und das Erscheinungsbild (v.a. Website) des SZ deutlich glamouröser und vielversprechender als die tatsächlichen Verhältnisse das rechtfertigen würden. Wie von einigen politischen Initiativen diverser Städte unabhängig voneinander berichtet wurde, hat der SZ eine Art Vorbildcharakter und Vorreiterrolle in Bezug auf selbstkritische communistische Organisierung. Es ist sicherlich auch nicht zu leugnen, dass der SZ immer wieder ein qualitativ hochwertiges Halbjahresprogramm auf die Beine stellt. Dennoch spiegelt sich weder die Qualität der Veranstaltungen der Negativen Nachmittage noch die der Texte auf der SZ-Website geschweige denn deren leidenschaftlichen Impulse im Prozess der theoriepraktischen Aneignung und Auseinandersetzung im SZ wider. Dieser Diskrepanz gilt es entgegen zu treten und zwar durch eine transparente Auseinandersetzung über die hehren Ansprüche in dem Text “Über den Seltsamen Zusammenschluss” und der tatsächlich praktizierten Tätigkeit der gemeinsamen Auseinandersetzung.

2. Die “Wurstigkeit”, die, mit wenigen Ausnahmen, jegliche Aktivitäten des SZ die letzten Monate bestimmt hat, ist auf eine verbreitete Leidenschaftslosigkeit zurückzuführen. Denn gäbe es eine allgemeine Begeisterung, würde (oder: dürfte) die Lustlosigkeit oder andersweitige Beschäftigung einzelner Assoziierter nicht so stark ins Gewicht fallen wie es das momentan tut.

3. Als ein Auslöser der diese Leidenschaftslosigkeit zu Tage beförderte, wurde benannt - so die These -, dass die Kritikpunkte, die durch die explizit praxistheoretisch begründeten Ausstiege von Corto und Hutzelmännlein aufgeworfen wurden, ausgewichen wird statt sich in gesellschaftlicher Diskussion mit ihnen zu beschäftigen. Durch die Verschiebung jener Motivationen ins vermeintlich Private und Persönliche wurde diese Problematik verdrängt (Diskussion auf dem NN im Januar und folgendes). Dass dadurch wie selbstverständlich das “gruppenmäßige” Weiterfunktionieren ermöglicht wurde, das explizit nicht gewollt wird aber implizit wohl immer am Wirken ist, zugleich das “Minenfeld” der nicht verhandelbaren Themenkomplexe deutlich ausgeweitet wurde, trägt sicherlich zur Lähmung bei; dies zu einer Lähmung die zugunsten organisatorischer Kompromisse die Auseinandersetzung über eben diese Bedingungen zurückstellt.
Ein innerhalb des SZ gesellschaftlich Unbewusstes über verdrängte Diskussionen hat inzwischen ein beachtliches Ausmaß erreicht und ist wohl grundlegend für diese Lähmungerscheinungen. Hierbei ist es von großer Bedeutung herauszufinden wie die Entstehung solcher “Minenfelder” von statten geht und wie deren Verdrängung verhindert werden kann, d.h. die Ursachen sowohl beim Einzelnen (sich selbst), als auch im Diskussionszusammenhang zu suchen.

4. Leidenschaft heißt mehr als Engagement und ist kein Aktionismus.
Denn, so Marx, sinnlich sein heißt leidend sein, leiden also als bewußte und umfassende Beschäftigung mit der Wirklichkeit. So stellt sich die Leidenschaft als wirklichkeitsergreifendes Moment dar, also eben genau nicht die angeblich rücksichtsvolle Umschiffung der Konfliktpotenziale sondern vielmehr genau das Hineingehen, Problematisieren und Durcharbeiten dieser Momente. Es kann also eine Wiedergewinnung der Leidenschaft nur darüber erreicht werden, die Ernsthaftigkeit in der Diskussion wieder zu gewinnen und zu zeigen, dass es wirklich um etwas geht bzw. etwas “auf dem Spiel steht”.

5. Die Ernsthaftigkeit der Diskussion stellt sich an verschiedenen Momenten dar. Da ist zum einen das einander Ernstnehmen in der jeweiligen Form der Diskussionbeteiligung im SZ. Dort gab es seit Bestehen des Diskussionszusammenhangs immer wieder Schwierigkeiten; sei es die Thesen auf der Veranstaltung zum Hedonismus was Bedürfnis, Befriedigung und vor allem die ideologische (oder ideologisierende) Selbstbeschränkung angeht oder seien es Thesen die von Biene Baumeister auf dem Negativen Nachmittag zu “Dialektik und Kritik” geäußert wurden. Dabei ist weniger das Problem, dass diese Thesen kein direktes Feedback erhalten, sondern dass diese Thesen sehr wohl Diskussionen anstoßen, diese aber nie zurück in die Auseinandersetzungen des SZ getragen werden, sondern in anderen, eher privaten Kreisen als Meinungsbildung über bestimmte Protagonist_innen verharren und dort für den Rest nichttransparent versickern.
Ein weiterer wichtiger Punkt für die Ernsthaftigkeit stellt auch eine Form der Diskussion dar, die den SZ selbst “aufs Spiel” setzt. Und zwar in der Hinsicht, dass der SZ sich eben nicht als selbstzweckhafter Dienstleister und Veranstaltungsmanagement verstehen will, sondern explizit als Diskussionszusammenhang über die Möglichkeiten und Perspektiven communistischer Organisierung (So zumindest in dem Text “Über den Seltsamen Zusammenschluss”). Nur wenn der SZ sich selbst in der Auseinandersetzung permanent “aufs Spiel setzt”, kann diese Auseinandersetzung auch im Wortsinne als “radikal” bezeichnet werden, da keinerlei Selbstbeschränkungen am wirken sind. Davor wird aber leider oftmals viel zu sehr zurückgeschreckt und es scheint, als ob Verlustängste am Wirken sind.

6. Durch die Tendenz, dass eher nicht auf eine “steile These” reagiert wird, als womöglich Streit zu provozieren, eben auch einen Streit der den SZ sprengen könnte, neigen verschiedene Leute dazu den SZ zu verlassen. Die dabei geäußerte Kritik wird jedoch nicht in den Diskussionsprozess einbezogen, sondern die aufgeworfenen Widersprüche verdrängt. So geht der SZ einer schleichenden Homogenisierung entgegen, indem nur jene bestehen können, die sich stillschweigend verstehen, oder andere Räume zur Auseinandersetzung mit den entsprechenden Personen haben, was wiederum zum oben erwähnten Versickern der Auseinandersetzung in privatisierte Diskussionen führt.

7. Mit der Lähmung Hand in Hand geht eine Ausweitung der kontemplativen Grundstimmung innerhalb des SZ. So wurden die maßgeblichen Impulse für das dritte Programm des SZ aus einem sehr beschränkten, auch privat zusammenhängenden Kreis der Assoziierten gegeben. Dieser Umstand wird dann zwar richtigerweise von allen Seiten als störend empfunden, führt aber nicht zur selbstkritischen Reflexion auf die Gründe. Einmal genügt dieses Bereitstellen für manche “wenig interessanter” Themen dazu, dass man auch selber keine anderen, für sie interessanteren Themen einbringt, sondern sich einfach nicht mehr interessiert (Stichwort “Wurstigkeit”). Während anderen die Lust dabei vergeht, für Themen keinerlei Interesse wecken zu können und auch durch das vertreten “steiler Thesen” keinerlei Reaktion zu erhalten. Es geht nicht darum einen Aktivismus zu beschwören, sondern um mehr Leidenschaft bei dem was man tut. (Man kann z.b. sehr aktiv sein und trotzdem bei allem was man macht eine Wurstigkeit an den Tag legen; in diesem Sinne wäre es besser weniger aktiv zu sein, aber wenn etwas getan wird, dann leidenschaftlich.) Einen Umgang mit der kontemplativen Grundhaltung vieler im SZ zu finden ohne in Aktivismus oder Disziplinarmaßnahmen zu verfallen stellt sich als abschließende und zentrale Frage.

Anhand dieser Fragen und daraus sich ergebender Themenfelder soll am kommenden Negativen Nachmittag diskutiert werden, wozu wie immer auch alle Interessierten eingeladen sind, die sich nicht zum “engeren Kreis des SZ” zählen, an dem diskursiv tastendem Prozess teilzunehmen:

5. August - Öffentliche Selbstreflexion des SZ #4
16 Uhr; »Atelier Unsichtbar« (Innerer Nordbahnhof 73, Stuttgart-Nord)

[Ende 01]

++02 Atelier Unsichtbar

Eine für den SZ recht entscheidende Frage steht mit dieser oben gezeichneten Problematik in direkter Beziehung. Der organisatorische Rahmen unserer Sommerresidenz, das Atelier Unsichtbar, wird sich im Laufe des Augusts grundlegend ändern. Genauere Informationen gibt es da leider noch nicht.
Da Räumlichkeiten zum Plenieren, für Veranstaltungen und ähnliches unerlässlich sind und sich der Plan vom durch die Stadt und ihre mannigfaltigen Veranstaltungräume zu schweifen einerseits an der Ignoranz und Hinhaltetechniken der jeweiligen Betreiber oder schlicht dem Wegfallen der Räumlichkeiten gescheitert ist, ergibt sich für den SZ auch eine (erneute) Diskussion über die Frage nach Form von Anmietung von Räumlichkeiten.
Und die Frage ob es Leute gibt, die beim SZ mitmachen oder nicht, die ein Interesse hätten sich um die Räumlichkeiten der Unsichtbar zu kümmern um diese dann, gegen geringe Miete, an den SZ für Veranstaltungen, Plena u.ä. zu vermieten ;-) Gesetzt den Fall, das es dafür die Möglichkeit gibt...

[Ende 02]

++03 Nachbereitungen zu vergangenen NNs

Für folgende vergangene NNs stehen ab sofort Materialien zur Nachbereitung zur Verfügung:

Kritik und Dialektik:
http://seltsamer-zusammenschluss.org/?p=93 Es steht nun auch die verschriftlichte Form des Vortrags mit Ergänzungen aus der Diskussion als pdf-Dokument zur Verfügung.

Die Wahrheit des Unbewussten:
http://seltsamer-zusammenschluss.org/?p=90

Maoismus und ML-Sekten:
http://seltsamer-zusammenschluss.org/?p=40

[Ende 03]

++04 Termine

# 5. August - Öffentliche Selbstreflexion des SZ #4
16 Uhr; »Atelier Unsichtbar« (Innerer Nordbahnhof 73, Stuttgart-Nord)

# 1. September - Negative Party: ALLE REDEN VON DER RAF. WIR NICHT.
ab 16 Uhr bis open end, »Atelier Unsichtbar« (Innerer Nordbahnhof 73, Stuttgart-Nord)

# 7. Oktober - Was ist »Vernunft«? Was heißt »Vernünftig«? (Referent: Michael Weingarten)
16 Uhr; (Ort noch unklar)

# 4. November - Maoismus und ML-Sekten (Fortsetzung) (Referenten: Fritz Güde/Christoph Zwi)
16 Uhr; (Ort noch unklar)

# 2. Dezember - »Aufhebung der Arbeit!« – Bewahrung, Abschaffung oder sublimierende Überwindung? (Referent: Biene Baumeister)
16 Uhr; (Ort noch unklar)

[Ende 04]